Die Alpen

Herbstliche Tour von Nord nach Süd

Die letzten zwei Jahre liessen den Wohnmobilisten nicht viel Auswahl bei einer unkomplizierten Ferienplanung. Dennoch war das spontane Verreisen in die nähere Umgebung mit dem eigenen Zuhause immer noch einfacher als eine Fernreise. Nach zahlreichen Überlegungen haben wir uns entschieden, unsere Reise im österreichischen Tirol zu starten und von dort aus spontan zu beschliessen, in welche Richtung sich die Reise fortsetzen soll.

Die beste Zeit für Wanderungen in den Alpen sind nicht unbedingt die Sommermonate mit ihren zahlreichen Gewittern, sondern eher der September. Dann nimmt die Gewitterneigung deutlich ab, und häufig stellt sich dann im sogenannten Altweibersommer eine stabilere Hochdrucklage mit schönem Wanderwetter ein. Auch wenn erste Wintereinbrüche bereits Ende September oder Anfang Oktober auftreten können, dennoch gibt es im Oktober oft noch länger anhaltende Schönwetterphasen, die für ausgedehnte Wanderungen durchaus geeignet sind. Nicht wenige Wanderer halten den Frühherbst für die schönste Jahreszeit der Alpen.

Wohnmobilreise: Alpen vorn Nord nach Süd

Unser erstes Ziel ist der Campingplatz von Längenfeld im Ötztal. Von uns zu Hause aus erreichen wir das mittlere Ötztal in rund zwei Stunden Fahrt über den Arlbergpass, durch das Inntal bis nach Imst und dann das Ötztal hinauf. Der Camping Ötztal ist für die Jahreszeit Mitte September noch sehr gut gebucht. Trotzdem erhalten wir ein schönes Plätzchen am Waldrand. Am ersten Tag möchten wir die Umgebung von Längenfeld etwas erkunden. Zu Fuss unternehmen wir einen Ausflug zu der eindrücklichen Hängebrücke, die die beiden Sonnenbalkone Brand und Burgstein 200 Meter oberhalb des Tales verbindet. Anschliessend schauen wir uns die kleine Ortschaft Längenfeld an, die vor allem für den Aqua Dome bekannt ist. Das weitläufige Thermalbad mit Innen- und Aussenbecken ist ein perfekter Schlechtwetter-Programmpunkt, vor allem, weil es gleich neben dem Campingplatz liegt.

Für die nächsten Tage ist jedoch bestes Herbstwetter angesagt, so dass wir den Besuch des Aqua Dome auf ein anderes Mal verschieben und uns stattdessen in die Berge aufmachen. Mit den Fahrrädern radeln wir am frühen Morgen ins Sulztal, ein Seitental, welches von Längenfeld ostwärts abzweigt und ins idyllische Bergdorf Gries führt. In Gries lassen wir die Räder stehen und steigen über einen sehr gut ausgebauten Hüttenzustieg auf die Winnebachseehütte am gleichnamigen Bergsee auf. Für eine Hütteneinkehr ist es uns zu früh, und das herrliche Wetter lockt noch weiter in die Höhe, so dass wir die Wanderung in Richtung Hoher Seeblaskogel fortsetzen. Im oberen Teil kommen wir nur mühsam und teils kraxelnd voran. Auf einmal ist der Weg in der riesigen Geröllhalde nicht mehr sichtbar. Wir entscheiden uns, den Gipfelsturm auf den 3235 Meter hohen Berg auszulassen und als Alternative die Hütteneinkehr doch noch nachzuholen. Es ist so warm, dass wir uns in den Schatten setzen und uns auf eine kühle Erfrischung freuen. Auf dem gleichen Weg kehren wir zu den Bikes zurück, und die anschliessende Talfahrt bietet willkommene Abkühlung. Auf dem Camping freuen wir uns nicht nur über die überdurchschnittlich grosszügigen und wunderschönen Duschanlagen, sondern auch über die empfehlenswerte Pizzeria, die zum Camping-Restaurant gehört.

Auch am nächsten Tag unternehmen wir einen «Bike and Hike». Heute geht es erst auf teils neuen Radwegen talabwärts bis nach Umhausen, wo wir ins Horlachtal, ein weiteres Seitental vom Ötztal, abbiegen. Zwischen Umhausen und Niederthai geht es steil bergauf. Dieses grosse Gefälle sorgt für ein spektakuläres Naturschauspiel: der Horlachbach stürzt über den Stuibenfall, Tirols grösster Wasserfall, über zwei Stufen insgesamt 159 Meter in die Tiefe. Der Wasserfall ist über eine Wege- und Stufenkonstruktion bestens erschlossen, so dass Besucher ganz nahe an den stiebenden Wasserfall gelangen. Den Besuch des Stuibenfalls sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Wir treten in die Pedale und kommen immer weiter ins Horlachtal hinein. Bei der Schweinfurter Hütte tauschen wir Bike gegen Wanderschuhe und tauchen in eine ruhige Bergwelt abseits der Massen ein. Wir wandern durch knallrot gefärbte Heidelbeerstauden, pflücken reife Beeren und realisieren auf diese Weise nicht einmal, dass wir immer höher hinaufgelangen. Auf einmal ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz der Kaspressspitze. Die letzten schweisstreibenden Höhenmeter lohnen sich sehr, hat man von oben doch eine herrliche Rundsicht auf die gletscherbedeckten Ötztaler Alpen und den Speichersee Finstertal bei Kühtai.

Wir geniessen den Gipfel ganz für uns allein, bevor wir wieder zur Hütte absteigen, dort zu Kaffee und Kuchen einkehren, bevor es auf den Rädern wieder zurück nach Längenfeld geht. Der Weg zieht sich dahin, und abends fallen wir hundemüde, aber zufrieden, ins Camper-Bett. Bevor wir Längenfeld verlassen, unternehmen wir eine weitere Wanderung zur Hauerseehütte, die an wunderschöner Lage am gleichnamigen, türkisfarben leuchtenden See liegt. Wir begegnen keinem Menschen, dafür umso mehr reifen Heidelbeeren am Wegesrand, die uns verweilen lassen.

Rund um die Zugspitze

Die Wettervorhersage für die Ötztaler Alpen sieht für die kommenden Tage nicht allzu vielversprechend aus. Dafür soll sich die Sonne am Alpennordhang zeigen. Wir wollten sowieso schon länger einmal in die Zugspitze-Region, so dass dies unser nächstes Ziel sein wird. Wir verlassen das Ötztal, fahren nach Imst und weiter über den Fernpass und die deutsche Grenze bis Grainau, einer Ortschaft kurz vor Garmisch-Partenkirchen. In Grainau gibt es ein grossartiges Angebot an Camping- und Stellplätzen. Wir finden auf dem Camping Erlebnis Zugspitze ein schönes Plätzchen. Bei der Ankunft zeigt der Thermometer über 25 Grad an, und auch der rege Betrieb auf den Campingplätzen lässt eher eine hochsommerliche Ferienzeit vermuten.

Der komplette Reisebericht ist im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN zu lesen. Die Ausgabe 4/22 lässt sich online bestellen.

Text und Fotos: Alexandra Stocker
aus: Wohnmobil und Caravan, Heft Nr. 4/2022

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