Portugal – ein Land, das verzaubert

Glanzvolle Höhepunkte

Faszinierende Wohnmobilreise durch das Herz Portugals, ein Land, wo Geschichte und Moderne in perfekter Harmonie verschmelzen. Wir folgen dem Lauf des Douro, dessen gewundene Pfade uns durch terrassierte Weinberge führen, bis wir nach Porto kommen, wo der Duft von Portwein und Meeresbrise sich vermischen. Weiter südwärts entdecken wir in Tomar die Spuren der Tempelritter, während Alcobaça mit seinem majestätischen Kloster zum Innehalten einlädt. In Lissabon, der Stadt der sieben Hügel, pulsiert das urbane Leben. Grossartige Strände schliessen sich ihr an. Spektakulärer Schlusspunkt: Capo San Vicente, die windumtoste, von Legenden umrankte Südwestspitze Europas.

Reiseroute Portugal
Reiseroute Portugal

Unser erstes Ziel, das wir in Zentralportugal ansteuern, ist der kleine Ort Idanha-a-Velha; in ihm wurde angeblich der Westgotenkönig Wamba geboren. Idanha war bis 1199 Bischofsitz. Römische Inschriften in der Kathedrale erinnern an die Anfänge, als die Siedlung noch «Civitas Igaeditanorum» hiess. Ein «Pelourinho», ein Schandpfahl, schmückt den zentralen Platz. Wie ein überdimensionales Storchennest krönt Monsanto den 758 Meter hohen Felsen Mons Sanctus. Monsanto ist ein Museumsdorf, blitzsauber hergerichtet. Steile Pflaster führen hinauf zum Kastell mit weiter Fernsicht. Ungewöhnlich: Die ersten Siedler passten die Form ihrer Häuser den Rundungen der Granitfelsen an. Wohl auch aus diesem Grund wurde Monsanto 1938 zum «portugiesischsten aller Dörfer Portugals» gewählt. Es empfiehlt sich, das Wohnmobil ein Stück unterhalb der Auffahrt zu parkieren. Wenig später ist Sortelha erreicht, ebenfalls umgeben vom Zauber einer grossen Vergangenheit. Fast glauben wir, die Schlachtrufe der Ritter zu vernehmen, das Wiehern und Hufgeklapper ihrer Pferde. Das Wehrdorf hatte einst eine wichtige Rolle bei der Verteidigung gegen die Spanier. Nach dem von Alcañices-Friedensvertrag von 1297 verlor es jedoch an Bedeutung.

Nach einer Legende lebte einst in Portugal ein Schäfer, der vom Wunsch beseelt war, ein grosses Gebirge zu entdecken. Es sollte ihn über den engen Horizont hinausheben, in dem er sich gefangen fühlte. Eines Nachts träumte der Mann von einem Stern, der ihn sicher dorthin leiten würde. Tatsächlich fand er mit dessen Hilfe seinen Sehnsuchtsort. Doch kaum angekommen, starb er. Seither leuchtet sein Stern über der nahe gelegenen Serra da Estrela, dem Sternengebirge, heller als je zuvor, Im Jahr 2020 hat die UNESCO dieses Naturparadies zum Weltgeopark klassifiziert. Tief hat sich der Gletscherfluss Zézere bei Manteigas ins Gestein gegraben. Höchster Gipfel ist der 1993 Meter hohe Torre. Oben gibt es einen Bikepark mit Downhill-Pisten. Als hätte Goliat mit Murmeln und Klötzen gespielt, liegen überall Granitfelsen verstreut, darunter eiszeitlich bedingte Ablagerungen in kuriosen Formen. Bekanntestes Beispiel ist der «Cabeça do Velho», der «Kopf des Alten» – an der N 232 zwischen Manteigas und Gouveia.

Herzhafte Stärkung
Wahrzeichen der Kleinstadt Gouveia ist die mächtige «Igreja de São Pedro» (17. Jh.) mit ihrer blau-weissen Kachelfassade. Am Abend erleben wir auf Camping Quinta das Cegonhas in Melo eine Szene, als sei sie aus einem Werbe-Clip: Die Sonne versinkt – vom Zirpen der Grillen untermalt – glutrot hinterm grossen Pool. Drumherum verteilen sich im Schatten von Kiwi-Pflanzen und Weinlaub die rustikalen Tische der Bistro-Bar. Nach einer zwar muskelzehrenden, aber wunderschönen Bergwanderung schmecken der Lammbraten mit Kartoffeln und Bauernsalat sowie der Rote vom Winzer um die Ecke besonders gut.

Steil windet sich die Strasse hinauf in den Ort Folgosinho (933 m). Das Kastell über den Dächern musste viele Angreifer abwehren. Im Schatten dichter Baumkronen vor dem Restaurant «O Albertino» sitzen die Männer beim Nachmittagsplausch. An Markttagen bietet Camping Cegonhas geführte Wanderungen nach Folgosinho an. Weltabgelegen krönt Linhares da Beira einen Granitfelsen. Turdulen, ein keltiberischer Stamm, gründeten den Ort im sechsten Jahrhundert vor Christus. Der Name Linhares kommt von «Linha», zu Deutsch Leinen; es wurde hier angebaut und verarbeitet – und war wohl der Hauptgrund, weshalb die Truppen des Königreichs Léon die Burg mehrmals angriffen. Daher liess König Dinis diese um 1290 zu einer Festung ausbauen. Gassen – nur so breit, dass ein Ochsenkarren sie passieren konnte – führen zu ihr hinauf. Der Ort ist auch bei Paraglidern beliebt.

Portwein-Region
Wir nähern uns auf kurvigen Strassen Pinhão. Der Ort liegt im berühmten Weinanbaugebiet am Douro-Fluss; er umfasst mehr als 40 000 Hektar Rebflächen. An den Hängen gedeihen die besten Trauben aus rund 80 verschiedenen autochthonen Rebsorten, weshalb alle renommierten Häuser hier ein Gut unterhalten. In Pinhão starten gemütliche Flussfahrten mit Barco-Rabelo-Booten, den traditionellen Frachtkähnen aus Holz, zu den schönsten Stellen. Der Marquês de Pombal deklarierte 1756 die Portweinregion zum weltweit ersten Weinbaugebiet mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Feinschmecker zieht es unter anderem ins Restaurant «Castas e Pratos» in den alten Betriebshallen der Eisenbahngesellschaft. Feine Fleischgerichte mit Wildpilzen etwa oder Bacalhau im Mandelbett bilden eine angenehme Abwechslung zu den Erzeugnissen aus der Bordküche.

Hauptattraktion in Lamego ist die Wallfahrtskirche «Nossa Senhora dos Remédios» (1761), die hoch über der Stadt wacht. Eine von barocken Statuen gesäumte Freitreppe mit 700 Stufen führt von der Altstadt zum Heiligtum. Ausdauer ist auch gefragt, falls man wie wir in den Tagen der Wallfahrt Anfang September den Campingplatz oberhalb der Kirche anfahren möchte. Die Kernstadt ist zu diesem Termin für den Verkehr gesperrt. Dann hilft nur ein guter Orientierungssinn, denn das Navi lässt uns auf Einbahnstrassen beharrlich im Kreis umherirren. In dieser Zeit ist es am besten, den Platz auf der EN 2 von Westen her anzufahren. Die Feiern ziehen Hunderttausende Besucher an. Höhepunkte sind: der Lichtmarsch (6. September), die Blumenschlacht (7. September) und die Triumphprozession am Abend des 8. September, wo Ochsen einen Wagen mit der Statue der «Senhora dos Remédios» ziehen – eingebettet in ein Lichtermeer.

Campen
Portugal wartet unter anderem mit prunkvollen Palácios, farbenfrohen Häusern und mediterranen Köstlichkeiten auf. Viele unterschiedliche Regionen prägen das kleine Land. Die Winde vom Atlantik prägen massgeblich das Klima: Sie mildern in den Küstenregionen die Sommerhitze und sorgen für milde Winter. Lissabon und Porto bieten eine spannende Mischung aus historischen Stätten und hippen Lokalen. Die Strände zählen zu den besten und schönsten in Europa.

Doch es gilt zu beachten: Wildcampen in freier Natur ist verboten, ebenso Übernachten im Van oder Wohnmobil in Naturparks und in Strandnähe. Als «Übernachtung» gilt jeder Aufenthalt von 22 bis 7 Uhr – egal, ob man schläft oder feiert. Ausserhalb dieser Zonen ist «Freistehen» ohne campingartiges Verhalten auf öffentlichen Parkplätzen bis zu 48 Stunden erlaubt. Verstösse gegen das Gesetz von 2021 können hohe Bussgelder nach sich ziehen. Die Autobahnen sind gebührenpflichtig. Es empfiehlt sich der Erwerb einer Mautbox, wie etwa Telepass Europa.

TCS

Der komplette Reisebericht ist im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN, Ausgabe 3/24 zu lesen.

Text und Fotos: Thomas Cernak
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 3/2024

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