Unsere Autorin war gegen Ende September mit dem Wohnmobil um den Golf von Korinth und auf dem Peloponnes in Griechenland unterwegs und konnte der Versuchung nicht widerstehen, manchmal auch auf einem Stellplatz zu übernachten.
Über die eindrückliche Rio-Andirrio-Brücke oder offiziell Charilaos-Trikoupis-Brücke gelange ich nach der Ankunft in Patras auf die nördliche Seite des Golfs von Korinth. Nach der langen Anfahrt bis Ancona und einer Nacht auf der mässig sauberen Fähre mit Sturm und nicht sehr freundlichem Personal bin ich auf der Suche nach Ferienstimmung. Ich finde sie gut 16 Kilometer hinter Erateini am Kiesstrand von Agios Vasileios, an dem es einen Stellplatz für vier bis fünf Wohnmobile hat (Agios Vasileios, 38.347401, 22.358900). Der schöne Ausblick über die Bucht und das Meer lassen mich bei einem kühlen Bier in den Ferien ankommen.
Erst der Küste entlang, dann ins Landesinnere führt mich die Reise am nächsten Morgen ins rund 40 Kilometer entfernt liegende Delphi, wo ich auf dem wunderschönen Camping Delphi für zwei Nächte einchecke, um genügen Zeit zu haben, sowohl mit dem E-Bike Delphi zu entdecken, als auch den erfrischenden Pool des Campigplatzes zu geniessen. In derTaverne mit Panoramablick auf das Delphi-Tal werden griechische Spezialitäten serviert. Ich geniesse einen exzellenten frischen Fisch.
Delphi, die antike Stadt, Sitz des wichtigsten griechischen Tempels und Orakels des Apollo, ist heute eine bedeutende archäologische Stätte mit gut erhaltenen Ruinen. Es wurde 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Delphi galt den alten Griechen als Mittelpunkt der Welt. Dem antiken Mythos zufolge liess Zeus zwei Adler los, einen aus dem Osten, den anderen aus dem Westen, und liess sie in Richtung Zentrum fliegen. Sie trafen sich am zukünftigen Standort von Delphi, und die Stelle wurde durch einen Stein namens Omphalos (Nabel) markiert, der später im Tempel des Apollo untergebracht wurde.
Das Archäologische Museum von Delphi, eines der wichtigsten in Griechenland, zeigt die Ge-schichte des Delphischen Heiligtums. Sammlungen spiegeln die religiösen, politischen und künstlerischen Aktivitäten von seinen frühen Jahren im 8. Jahrhundert v. Chr. bis zu seinem Niedergang in der Spätantike wider. Das Museum befindet sich in einem zweistöckigen Gebäude mit vierzehn Ausstellungsräumen. Im Ort selbst halten Souvenirshops und ähnliche Angebote für Touristen die heimische Bevölkerung am Leben. Eine Erkundung von Delphi bei milderem Wetter – oder frühmorgens, wenn Sie im Sommer dort sind – macht das Erlebnis sicherlich angenehmer. Eine Karte und ein Führer sind mehr als angebracht, wenn Sie sich auf eigene Faust in Delphi umschauen wollen.
Skiressort und Kloster
Einen Besuch ist auch die wegen der Nähe zu Delphi schon länger touristisch geprägte Stadt Arachova wert. Dieses, auf 970 Metern gelegene schmucke Städtchen hat sich in den letzten Jahrzehnten durch den Bau von Skizentren auf dem Berg Parnassos zu einem der modernsten und grössten Ski-Orte Griechenlands entwickelt. Weiter führte mich die Fahrt zum Kloster Hosios Lukas, das sich etwa 36 Kilometer östlich von Delphi befindet. Von Delphi aus folge ich erst der 48, bevor ich kurz vor dem Ort Distomo rechts auf die 29 abbog. In diesem Ort stand ich plötzlich vor einer Wegverzweigung, an der ich links ins Dorfzentrum hineinfahre. Ab da hat es Wegweiser zum Kloster. Man folgt dann aber einfach der Stras-se bis zum Ende, wo sich der grosse Parkplatz des Klosters befindet. Es gelten in diesem Kloster natürlich, wie dies so üblich ist, Kleidervorschriften. Auch wenn diese nicht mehr so streng durchgesetzt werden wie in Meteora oder ähnlichen Klöstern, gehört es meiner Meinung nach zum Respekt gegenüber Land und Leute. Es ist eines der bedeutendsten byzantinischen Klöster in Griechenland. Im Jahre 1990 wurde die Anlage durch die UNESCO als Weltkulturerbe ernannt, trotzdem ist es ein weniger touristisches Ziel als manch andere Orte in Griechenland. Die gepflegte und gut erhaltene Klosteranlage mit den wunderschönen Fresken und auch den goldenen Mosaik-Bildern beeindrucken, aber auch die Ausblicke von dieser in der Natur gelegenen Anlage faszinieren mich.
Wildcampen ist und bleibt in Griechenland verboten. Wer dieses Verbot missachtet, kann schnell mit Busse von 300 Euro oder auch mal mehr bestraft werden. Ende Saison, bei diskretem und korrektem Verhalten ist die Toleranz wohl etwas grösser. Und man kann auch mal den Besitzer des Parkplatzes eines Restaurants um Erlaubnis fragen. Ende September, Anfang Oktober ist an vielen Orten in Griechenland der grosse Touristenansturm vorbei. Das hat den Vorteil, dass das eigentliche griechische Leben wieder sichtbarer wird, anderseits ist es eher mal möglich, auf einem Stellplatz zu übernachten.
Den kompletten Reisebericht gibt es im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN. Die Ausgabe 4/2022 lässt sich hier online bestellen.
Text und Fotos: Sibylle Wangeler
aus: Wohnmobil und Caravan, Heft Nr. 4/2022