Östliche Pyrenäen

Beeindruckende Bergwelt

Die Pyrenäen stehen oftmals im Schatten der viel besuchten und für Mitteleuropäer einfacher zu erreichenden Alpen. Doch bietet die Bergkette zwischen Atlantik und Mittelmeer ebenfalls hohe Berge, verträumte Täler, wilde Schluchten, ursprüngliche Dörfer und zudem eine stolze Katalanen-Kultur.

Reiseroute Spanien, östliche Pyrenäen.
Reiseroute Spanien, östliche Pyrenäen.

Die Pyrenäen sind eine Bergkette, welche die Iberische Halbinsel vom Rest Europas trennt. Sie erstreckt sich über mehr als 430 Kilometer zwischen Spanien und Frankreich und ihre Gipfel erreichen eine Höhe von über 3400 Meter. Die Staatsgrenze zwischen Frankreich und Spanien folgt im Wesentlichen dem Gebirgskamm. Mitten in den Pyrenäen liegt auch der Kleinstaat Andorra. Einige Wanderwege ziehen sich über die gesamte Länge, aber in den Nationalparks können auch kürzere Touren gemacht werden. Dazu findet man in der warmen Jahreszeit diverse Stellplätze für Wohnmobile. Im Winter dominieren die Wintersportorte das Geschehen in den Pyrenäen.


Den Ferienstart haben wir uns eigentlich entspannter vorgestellt: Seit Stunden fliesst der Verkehr auf drei Spuren sehr zäh und kommt immer wieder zum Stehen, während die Augustsonne unbarmherzig durch die Fensterscheiben knallt – und das zu allem hin bei streikender Fahrzeug-Klimaanlage. Wir sind davon ausgegangen, dass die grosse Sommerferienwelle in Richtung Süden in der zweiten Augusthälfte vorüber sein sollte, doch da haben wir die Rechnung ohne die Franzosen gemacht. Wir befinden uns auf der französischen Autobahn zwischen Valence und Orange – und mit uns Tausende weitere vollgepackte Autos und Wohnmobile, die der Mittelmeerküste entgegenstreben. Unser Ziel liegt noch in weiter Ferne, und als die Küste in Sicht kommt, entscheiden wir uns spontan, statt die Ferien wie geplant im Gebirge zu starten, einen Halt am Meer einzuschieben. Wir peilen Cap d'Agde an und finden mit Glück noch einen letzten Platz auf einem der vielen Campingplätze. Nach den vielen Stunden im Stau und der Hitze fühlt sich das Bad im Meer wunderbar an, und wir fühlen uns auf einen Schlag angekommen. Nun können die Ferien beginnen. Wir bleiben zwei Nächte im turbulenten Ferienort, geniessen Strand, Sommerferien-Flair und gutes Essen in den gemütlichen Restaurants am Hafen. Man könnte es hier aushalten, wäre da nicht die Neugierde auf unser endgültiges Reiseziel, die Pyrenäen.

Ab in die Berge
Nachdem wir uns in Perpignan mit allen nötigen Vorräten eingedeckt haben, rollen wir direkt auf sie zu: die Berge, auf welche wir uns so sehr gefreut haben. Erst durch sanfte Hügel, dann durch rasch tiefer werdende Täler dringen wir in die östlichen Pyrenäenausläufer des Département Pyrénées-Orientales vor. Die steilen Hänge sind mit dichten Laubwäldern bewachsen, dazwischen präsentiert sich immer wieder ein kleines, am Hang klebendes Dorf. Der Têt sprudelt wild über den Talgrund, welcher enger und enger wird. Bei einer Ortseinfahrt lesen wir die Aufschrift «les plus beaux villages de France». Zwar scheint es von diesen schönsten Dörfern Frankreichs einige zu geben, sind wir doch auf früheren Reisen immer mal wieder solch einem Bijou begegnet. Doch lohnt sich meist ein kurzer Halt, um durch die Orte zu streifen. Also machen wir dies auch in Villefranche-de-Conflet und schlendern durch die gepflasterten Gassen mit ihren schönen, alten Steinhäusern, die sich dicht an dicht hinter die mittelalterlichen Stadtmauern ducken.

Am östlichen Ortseingang befindet sich direkt beim Bahnhof der touristischen Eisenbahn «Train Jaune» ein Wohnmobil-Stellplatz. Man steht hier ziemlich eng beieinander, doch für die Besichtigung von Villefranche oder eine Zugfahrt mit der legendären Bahn eignet sich der Platz bestens. Wir entscheiden uns hingegen, südwärts ins Gebirge abzubiegen und folgen der kurvigen Strasse D116 bis zum kleinen Weiler Casteil, der mitten in grossen, alten Kastanienwäldern eingebettet liegt. Ein kleiner Stellplatz für ein paar wenige Wohnmobile verspricht eine ruhige und dazu noch angenehm kühle Nacht.

Nach den heissen Tagen am Meer ist die frische Bergluft eine wunderbare Begrüssung. Wir spazieren zu dem versteckten Kloster Saint-Martin-du-Canigou, welches eindrücklich auf einer Felsspitze thront und nur zu Fuss erreicht werden kann. Nicht nur die Abbaye ist ein sakraler Ort, auch das Gebirge, welches sich hinter den Klostermauern erhebt, birgt eine wichtige, religiöse Bergspitze: den Pic du Canigou. Mit seinen stolzen 2785 m Höhe ist er die höchste Erhebung im östlichen Roussillon und von weither sichtbar. Dies mag ein Grund dafür sein, weshalb die Katalanen diesen Berg als heiligen Ort – den sogenannten Olymp der Katalanen – auserkoren haben. Zwar liegt der Canigou auf französischem Boden, doch wird er hauptsächlich von katalanischen Berggängern aus dem südlichen Nachbarland bestiegen. Wir lassen uns diese lange, anstrengende Gipfeltour nicht entgegen und starten in Casteil erst auf gut ausgebauter Strasse mit den Bikes, bis wir per Pedes rascher unterwegs sind als auf den Rädern. Als wir den dichten Nadelwald verlassen, werden wir in ein breites Hochtal geführt, das uns schliesslich zu den steilen Flanken des heiligen Canigou bringt. Die letzten Höhenmeter bis zum felsigen Gipfel sind pure Kraxelei, die sich aber durchaus lohnt. Oben angekommen, empfängt uns ein weiter Blick bis hin zur Küste im Osten und über unzählige Bergspitzen im Westen. Auch ist man auf dem Gipfel von zahlreichen rot-gelb gestreiften Fahnen – der katalanischen Flagge – umgeben. Diese werden uns im weiteren Verlauf der Reise ständig begleiten.

Den kompletten Reisebericht gibt es im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN. Die Ausgabe 1/2022 lässt sich hier online bestellen.

Text und Fotos: Alexandra Stocker
aus: Wohnmobil und Caravan, Heft Nr. 1/2022

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