Auf epischen Bergschleifen mit dem Wohnmobil, Rad und zu Fuss zu umwerfenden Panoramablicken auf zahllose Dreitausender. Vorbei an urigen Almwirtschaften zu kunterbunten Bergwiesen und funkelnden Bergseen. Die Kitzbüheler Alpen bieten Wohnmobilisten ein reichhaltiges Revier.
Das nennen wir einen Morgen. Der Brötchendienst des Campingplatzes liefert uns backfrische Brezeln und Gipfeli an den Stellplatz. So tafeln wir bei einer Tasse dampfendem Kaffee mit Blick auf die Hohe Salve, die gerade äusserst fotogen von einer Wolkenhaube belagert wird, während rundherum alle Gipfel von Blau umrandet werden. Schnell die Brösel aus dem Gesicht wischen, rein in die Bikeklamotten und auf zum nahen Wetterphänomen. Mit unseren E-Bikes kommen wir gut voran. Noch ein paar Radumdrehungen und wir entschlüpfen dem zähen Morgendunst. Kurbeln geblendet und überwältigt in ätherisch-gleissendes Licht. Nur zögerlich offenbart sich das stahlblaue Firmament. Heureka, fast ist es, als würden wir direkt zum Himmel auffahren.
Der Archipel rings um den Salvensee ist komplett in Watte gepackt. Einzig wir schweben auf einer Insel mitten im Nebelmeer. Am Horizont reihen sich die komplett versammelten Kitzbüheler Alpen wie Musterschüler auf. Dahinter recken die immer noch schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern ihre unverschämt weiss strahlenden Zähne in die Höhe. Der zerfurchte Gebirgsstock Wilder Kaiser mit seinen extremen Kletterrouten scheint zum Greifen nah. Das Kitzbüheler Horn und der durch die Streif-Abfahrt berühmt-berüchtigte Hahnenkamm stehen Spalier. Im See spiegelt sich der komplette Gipfelreigen 1:1 im glasklaren Wasser. Hochachtungsvoll drehen wir mehrere Ehrenrunden um den See. Etwas Wind kommt auf und lässt das Spiegelbild expressionistisch wertvoll zerfliessen. Hand in Hand mit der immer stärker heizenden Sonne nimmt der Wind den Kampf gegen die Wattepackung auf. Schon fliegen die Fetzen, und der Blick ins Brixental zu den Dreitausendern der Hohen Tauern wird frei. Reicht hinüber zum markanten Kitzbüheler Horn und zum Hahnenkamm. Dort, wo es jedes Jahr wieder aufs Neue zum Showdown in der Königsdisziplin des Wintersports, der alpinen Skiabfahrt kommt. Und wo der Schickimicki-Zirkus ringsherum wieder kräftig die Boulevard-Blätter füllt. Wow, was für ein Auftakt!
Hopfengarten
Nach einer fulminanten Abfahrt pausieren wir in Hopfgarten. Der Ort mit rund 5000 Einwohnern ist die Schaltzentrale des Brixentals, das sich längs an die Hohe Salve schmiegt. Ein Cappuccino und ein Apfelstrudel mit Blick auf die monumentale Pfarrkirche Sankt Jakob und Sankt Leonhard erfreut unseren körpereigenen Akku. Der barocke, doppeltürmige Dom des Brixentals wurde zwischen 1758 und 1764 erbaut und gilt als das weithin sichtbare Wahrzeichen Hopfgartens. Wie ein Alleinherrscher thront die Hohe Salve zentral in dieser fantastischen Bergwelt. Markiert mit ihren 1829 Metern ein Traumrevier für Aktivurlauber. Wer sich mit seinem Bike hinauf müht, wird von diesem gar göttlichen Gugelhopf mit atemberaubenden Panoramen belohnt. Inmitten der Kitzbüheler Alpen bildet die «Soiven», wie der Tiroler sie nennt, ein Sahnehäubchen, um welches sich ein Wegenetz von sage und schreibe 1800 Kilometer Bike- und Radwanderstrecken entspinnt.
Unser nächstes Ziel, die Kelchsau, steuern wir am nächsten Tag mit dem Wohnmobil an. Diesmal schauen wir uns die Hohe Salve, diesen göttlichen Gugelhopf, mal von gegenüber an. (...)
In den Kitzbüheler Alpen schnalzen nicht nur Skifahrer jeden Winter mit der Zunge. Auch aktive Wohnmobilisten finden hier schon bald nach der Schneeschmelze ein wahres Eldorado an Wander- und Radrouten oder Panoramaschleifen für grossartiges Autokino. Die sanften grünen Hügel und die vielen einsamen Seitentäler mit ihren urigen Almwirtschaften und Alpenvereinshütten rings um die Hohe Salve sind wie geschaffen dafür, aktiv oder passiv die Seele baumeln zu lassen. Rund um die acht Talorte: Hopfgarten, Westendorf, Brixen im Thale, Going, Ellmau, Scheffau, Söll und Itter führen unzählige, vorbildlich-beschilderte Routen zu prächtigen Gipfeln.
Den kompletten Reisebericht gibt es im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN. Die Ausgabe 3/2021 lässt sich hier online bestellen.
Text und Fotos: Norbert Eisele-Hein
aus: Wohnmobil und Caravan, Heft Nr. 3/2021