Entdecken Sie Irlands Süden mit dem Wohnmobil: Von Dungarvans Bauernmarkt und historischem Castle bis Youghals Uhrturm und Glengarriffs subtropischer Beara-Halbinsel. Erkunde Kenmares Druidenkreis, die Klippen von Kerry und Doolins Musikszene – Natur, Geschichte und Kultur warten!
Die beste Reisezeit für eine Wohnmobilreise durch Irland ist von Mai bis September, wobei jede Jahreszeit ihren Reiz hat. Im Frühling (Mai–Juni) blüht die Landschaft in sattem Grün, die Tage werden länger, und die Temperaturen liegen zwischen 10–18 °C. Es gibt weniger Touristen, und die Strassen sind ruhiger – ideal für entspannte Fahrten entlang der Küstenstrassen wie dem Wild Atlantic Way. Der Sommer (Juli–August) bietet die wärmsten Temperaturen (15–22 °C) und lange Tage, perfekt für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern oder Sightseeing in Städten wie Dublin oder Galway. Allerdings sind die Campingplätze voller, und es kann regnerisch sein, daher ist wetterfeste Kleidung ein Muss. Im Herbst (September) färben sich die Wälder golden, und die Temperaturen (10–16 °C) sind noch angenehm. Die Hauptsaison ebbt ab, was mehr Ruhe auf den Routen bedeutet. Regen ist in Irland ganzjährig möglich, aber die Infrastruktur für Wohnmobile ist gut ausgebaut, mit zahlreichen Stellplätzen. Tipp: Früh buchen, besonders für Sommerreisen, und flexible Routen planen, um Wetterkapriolen auszuweichen.
In einem Naturhafen an der Colligan-Mündung liegt Dungarvan, eine Stadt im Aufbruch. Wo früher übel riechende Gerbereien den Kai säumten, prangen heute schicke Apartment-Häuser. Gut besucht zeigt sich der Bauernmarkt, der an jedem Donnerstagvormittag stattfindet. Die Steinbrücke, die seit 1815 den Fluss überspannt, besteht aus einem Bogen von rund 23 Meter Länge – und war in jener Zeit eine der grössten ihrer Bauart. Nebenan befinden sich die Mauern von Dungarvan Castle. König Johann soll den Bau der Burg mit mächtiger Torbastion im 13. Jahrhundert befehligt haben. Als Übernachtungsbasis empfiehlt sich die nahe Clonea Bay mit Megastrand und straff geführtem Casey´s Caravan und Camping Park.
Die nächste Station ist Youghal, eine einst blühende Hafenstadt – zerstört 1579 von den Truppen des damals regierenden Earl of Desmond. Erhalten sind unter anderem Teile der Stadtmauer. Als Wahrzeichen gilt der imposante Clock Gate Tower (Uhrturm). Zu den weiteren Glanzlichtern zählt zum Beispiel die Saint Mary´s Church (1220) mit ihren bunten Glasfenstern. Einer Legende nach soll im Myrtle Grove, einem Haus im Tudor-Stil, um 1588 Sir Walter Raleigh, seinerzeit Hausherr und Bürgermeister der Stadt, als Erster Kartoffeln auf irischem Boden gepflanzt haben. Aus Unwissenheit verzehrte er jedoch statt den Knollen die Beeren, was ihn, da diese giftig sind, beinah das Leben kostete. Im Übrigen gefiel der Hafenort einst auch Hollywood: John Huston wählte ihn als Kulisse für «Moby Dick» mit Gregory Peck in der Rolle des von Rachsucht getriebenen Kapitäns Ahab.
Ausländische Finanziers
Als ein guter Standort für Ausflüge im Süden erweist sich der Sexton´s Caravan & Camping Park auf einem umgebauten Bauernhof nahe Timoleague. Feldherr Oliver Cromwell liess 1642 die Franziskanerabtei im Dorf plündern. Gut erhalten sind Seiten-, Querschiff und einige schöne Spitzbogenfenster. Die Geldgeber des Klosters waren im 13. Jahrhundert gälische und normannische Adlige. Von einem Hügel über dem Lough Hyne, einem nahe gelegenen Salzsee, geniesst man einen grossartigen Ausblick auf das stille Gewässer und das nicht selten aufgewühlte Meer.
Der von Cafés und Pubs gesäumte Ort Glengarriff ist Ausgangspunkt zur Erkundung der wildschönen Beara-Halbinsel. Dank des vorbeifliessenden Golfstroms überzieht eine beinah subtropische Vegetation, darunter Stechpalmen und Erdbeerbäume, die Felshänge und Buchten. Die rund 140 Kilometer lange Küstenstrasse Ring of Beara gilt unter Irlandfahrern als Geheimtipp, die wunderbare landschaftliche Eindrücke bereithält. Gleiches gilt für den Abzweig über den Healy-Pass quer durchs gebirgige Innere. Diese Strecke ist zwar schmal und kurvenreich, aber wenig befahren. Hinter der Passhöhe eröffnet sich eine zauberhafte Aussicht über den tiefdunklen Glanmore Lake mit baumbewachsenen Miniinseln tief unten im Kessel.
Kunsthandwerk und alte Magie
Weiter geht es auf der R 571 in Richtung Kenmare. Das ehemalige Fischerdorf wurde 1670 am Reissbrett entworfen. Die Hauptstrassen verlaufen x-förmig, das Zentrum des Städtchens markiert der dreieckige Marktplatz. Wollsachen und handgeklöppelte Spitzen bestimmen das Angebot in den Geschäften. In den schlechten Zeiten brachten die Nonnen aus dem Kloster Saint Clare´s den Frauen im Ort das Spitzenklöppeln bei, um diesen eine neue Einkommensquelle aufzuzeigen. Ein Druidenkreis aus 15 Steinen mit einem Dolmen in der Mitte ist südwestlich des Square zu bewundern. Der Sinn und Zweck dieser Anlage ist unbekannt – vieles ist vorstellbar, bis hin zu einer heidnischen Menschenopferstätte. Caherdaniel ist Ausgangspunkt für Wanderungen im Derrynane National Historic Park, einer weitgehend intakten Dünenlandschaft. Infolge von Sandanhäufungen erreicht man neuerdings die vorgelagerte Insel Abbey Island nicht nur bei Niedrigwasser trockenen Fusses. Aus deren Grün lugen die verbliebenen Giebelwände der Abtei von Derrynane, die der heilige Finnan im sechsten Jahrhundert gegründet haben soll.
Weit draussen im Meer
Wenig bekannt sind die spektakulären Klippen von Kerry, die südlich von Portmagee die Küste krönen. Bei guter Sicht bietet sich von ihnen ein überwältigender Blick über die dunklen Höhen von Puffin Island bis zu den bizarren Felsennadeln auf Great Skellig und Little Skellig. Diese 12 Kilometer entfernten Eilande sind Ziel von Bootsausflügen, die im Sommer – falls es das Wetter zulässt – täglich vom Hafen in Portmagee starten.
Bernard Shaw bezeichnete die grosse Insel als den «unerreicht fantastischsten Felsen der Welt». Auf ihr lebten ab dem fünften Jahrhundert Mönche koptischer Glaubensrichtung. Die im 13. Jahrhundert aufgegebenen Gebäude (heute UNESCO-Weltkulturerbe) mit ihren seltsamen steinernen Bienenstockhütten erheben sich auf einem Geländesattel in 150 Meter Höhe; hinauf führen 670 steile Stufen aus sorgsam geschichteten Steinplatten. Vom Weg aus kann man unter anderem Papageientaucher beobachten. Tausende Basstölpel, Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Sturmschwalben leben bevorzugt auf dem geschützten Vogelfelsen Little Skellig, den die Boote lediglich umrunden dürfen.
Wenig später erreichen wir Cahersiveen (Cahirsiveen). Die Kleinstadt verfügt über einen der bekanntesten Campingplätze im Land. Der preisgekrönte Mannix Point gefällt durch seine sauberen Einrichtungen inklusive wohnzimmerähnlichem Aufenthaltsraum für spontane Musikabende am Kaminfeuer. Die Stellplätze am steinigen Strand gewähren einen weiten Blick über die Bucht. Rechter Hand – direkt über der Uferkante – grüssen die mystisch wirkenden Überreste von Ballycarbery Castle.
Das Freilichtmuseum Kerry Bog Village an der N 70 entführt mit Dorfschmiede, Wolfshunden und Ponys seine Besucher in das irische Landleben, wie es vor rund 150 Jahren vermutlich aussah. Gegenüber verläuft auf der Dingle-Halbinsel der riesige Inch Strand, der bei Wellenreitern sehr beliebt ist. Auf der festen Sandfläche dürfen auch Wohnmobile parken.
Tierisch gute Sachen
Auf dem Weg nach Dingle wechseln sattgrüne Berghänge mit einer Handvoll weiteren Stränden, die golden in der Sonne blinken. Die Parkplätze an den Buchten Beenbane und Doon-sheane bieten die Möglichkeit eines einsamen Nachtquartiers.
Der komplette Reisebericht ist im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN Ausgabe 3/25 zu lesen.
Text und Fotos: Thomas Cernak
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 3/2025